Es ist ein langer, kalter Winter, der einfach nicht zu Ende gehen will. Und es sind Motorräder, die in der Garage stehen und einfach nicht bewegt werden können. Nicht, dass wir nicht Lust darauf gehabt hätten. Aber es gibt einfach keine Gelegenheit, mitten im März auf den Bock zu steigen und irgendwohin zu fahren.
Gibt es nicht? Gibt es doch! Das Chapter Belgien II feiert sein 30-jähriges, und das ist doch tatsächlich ein Grund, sich auf den Weg zu machen. Knappe 200 Kilometer, das lässt sich fahren, und zwar an einem Tag.
Pascal, unser Director, wechselte die Rollen und versprach eine Anregende Tour bis Antwerpen – doch, was leider gar nicht so gute Aussichten versprach: das Wetter. Respektive die Berichte darüber.
Und die waren – durchwachsen. Während bei der Frosttour noch durchgängig schönes Wetter versprochen war (und das Wetter nicht hielt, was die Berichte verhießen), schien es uns heute ganz umgekehrt: die gesamte Woche überschlugen sich die Wetter-Apps mit schlechten Nachrichten. Regen. Kalt. Nichts, wofür man sich auf den Bock setzen will.
Zwischenzeitlich kam die Idee auf, mit dem Auto nach Belgien zu fahren. Aber welcher Ritter lässt sich in der Sänfte zur Schlacht fahren? Eben – und so kristallisierte sich über die Woche ein “harter Kern” von vier edlen Recken heraus, die am Samstagmorgen aufbrachen, um auf dieser Geburtstagsparty aufzuspielen.
Man steigt niemals in denselben Fluß – und es ist langweilig, wenn man immer dieselbe Straße fährt, dachte sich Pascal offensichtlich, und so führte uns der Weg gen Osten nicht über die Furten, die der Roadies mit uns zwei Wochen zuvor durchwatet hat. Pascal liebt es offensichtlich Urban, durch Mülheim und den Duisburger Hafen. Hafenromantik der ganz besonderen Art, und wahrscheinlich war das als eine Art Einstimmung auf den Abend gedacht: Antwerpen kommt vom germanischen “Andawerp”, und meint das “gegen ein Ufer angeworfenes Land”. Gegen ein Ufer angeworfen – wohl wahr. Wer durch den Duisburger Hafen fährt, der weiss, was das heisst.
Und weil es uns ja eine Woche vorher bei der Frosttour ein adäquates Zwischenlager war, zur es uns zunächst wieder nach Siebengewald, wo wir ja nun wussten, wo es erstklassige Frikandel zu schnabulieren gibt. Herrlich, und als gelte es, einen perfekten Tag noch perfekter zu machen: Die Sonne brach heraus, und die Temperaturen stiegen tatsächlich deutlich über 12 Grad. Mit einem Grinsen im Gesicht gedenken wir der ganzen Daheimgebliebenen, die aus Angst vor Regen zuhause geblieben sind. Wie herrlich die Stunden, die man in Schadenfreude verbringt!
Aber auch der schönste Augenblick geht vorbei, und es gilt ja nicht, an der deutsch-niederländischen Grenze zu verweilen: um 16:00 Uhr ist Einlass auf der Geburtstagsparty; und auch wenn man sich an die Letzten auf der Party am ehesten erinnert: man sollte schon so zeitig losfahren, dass man unter dem allgemeinen Trubel wahrgenommen wird.
Also heisst es: aufsitzen und der Sonne gefolgt. Gen Westen, Brüder.
Aber: während es unter mir brodelt, und über mir die Sonne brutzelt, gerate ich ins nachdenken. Das hier, das muss eine Falle sein. Es läuft alles viel zu geschmeidig: tolles Wetter, eine tolle Strecke, und mit jedem Kilometer ins Richtung Ziel wird sogar noch besser – irgendwo muss ein Haken sein.
Wie hat Cäsar in seinem gallischen Krieg über die Belgier geschrieben: sie sind das Tapferste unter den gallischen Völkern, “weil sie von der Lebensweise und Bildung der römischen Provinz entfernt sind, keineswegs bei ihnen Kaufleute häufig ein- und ausgehen und das, was zur Verweichlichung der Gemüter dient, einführen, und weil sie am nächsten benachbart den Germanen sind, die jenseits des Rheines wohnen, mit denen sie ununterbrochen Krieg führen.”. Belgier haben es in sich, da muss noch etwas kommen!
Und tatsächlich, es kam, in der modernen Form der Kriegsführung gegen fahrendes Volk: eine Streckensperrung nach der nächsten. Pascal hatte sich so schöne Nebenstrecken ausgesucht, die aber bereits in den Niederlanden ständig gesperrt waren, so dass wir – gefühlt – in und um und um Eindhoven herum gefahren sind, ohne zu wissen, wieso.
Hinzu tritt: die Himmel ziehen sich zu. das Umfahren von gesperrten Straßen hat etwas von einer Zermürbungstaktik in der direkten Konfrontation und prüft uns heute zum ersten mal: wollt ihr wirklich auf diese Party? “Heute soll es regnen, stürmen oder schneien” – jaja, es kann werden wie im Kindergeburtstagslied, wenn wir nicht aufpassen, wenn wir uns verlieren im “Klein-Klein” flämischer Umgehungsstraßen.
Was es braucht ist ein Befreiungsschlag, eine Aktion, ein Motto. “Go West”, Pascal”, raus aus dem grauen Himmel rein in – die heimelige Ruhe unseres zweiten Zwischenziels, Valkenswaard in Nordbrabant. So wie Frodo und die Ringgefährten in Lothlórien Rast und Ruhe fanden, so fanden auch wir in diesem kleinen beschaulichen Örtchen an der belgischen Grenze die Ruhe, die es für das große Fest braucht.
Aus den kühlen Auen der nordbrabantischen Tiefebene ging es also nun heraus auf unseren letzten Abschnitt bis zur Feierlichkeit, durch das vorantwerpener Industrieland. Wie schon in den Niederlanden trachteten unsere Gegner danach, und durch Ermüdungstaktiken mürbe zu machen: elend lange Schnellstraßen, mit tückischen belgischen Ampeln: kaum hat man auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit beschleunigt, zwingt die nächste Ampel uns wieder, anzuhalten. Stop-and-Go in 500 Meter – Intervallen.
In eine Jugendherberge im Wald hatten sie sich zurückgezogen, unsere Brüder und Schwestern von Belgien II. Ein wenig, fast ein wenig zu abgelegen. Am Bahnhof rechts vorbei, den Friedhof links liegen lassen: ein bisschen gruselte uns schon, so weit ab von befestigten Wegen in den Wald hineinzufahren. Insbesondere mit drei Choppern, von denen zwei die 350 Kilo Marke locker überschreiten.
Und da war sie dann, die Party. Mit offenen Armen empfing man uns!
Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder. Heisst es. Doch wo Du dich bettest gibt fein acht – Du hast die Rechnung ohne den Brandschutz gemacht! Unsere Streitrösser, einmal angebunden, liefen dort, wo sie grasten, eben jenen Brandschutzbedingungen entgegen, so dass sie umgesetzt werden sollten. Für uns mit den kleinen, schmalen Fohlen kein Problem. Doch die belgischen Kaltblüter, mit denen wir auch angereist waren, sollten umgestellt werden. Auf weichen Boden in abschüssiger Bahn – eine Herausforderung, wie sich noch zeigen wird.
Die besten Gäste sind die, die sich nicht angemeldet haben. In dieser Tradition bereitete und Belgien II – denn wir waren spontan angereist, angemeldet hatten wir uns nicht – einen eigenen Tisch an prominenter Stelle, mit Blick auf alle Gäste, die angereist waren: aus Frankreich wie aus England waren Ritter anwesend, die von unseren Brüdern in Belgien köstlich bewirtet wurden. Wir haben den Weg zum Veranstaltungsort ja, sind wir ehrlich, im Wesentlichen von Kneipe zu Kneipe gehangelt und waren deshalb-satt. Doch wenn es Hunger gegeben hätte, hätten wir sicher zugegriffen!
Eine besondere Ehre ist es stets, auf einer Veranstaltung, bei der man sich nicht angemeldet hat, als Ehrengast empfangen zu werden. Der “Brullende Leeuw”, der brüllende Löwe, das Wappentier von Belgien II, empfing uns genau so: als Freund. Als Ehrengast.
Es ist immer wieder wunderbar, zu erleben, dass Du durch die halbe Welt fahren kannst und dort, wo die Knights sind, das Motto von Belgien II dich empfängt: “Mit den Blue Knights gibt es keine Fremden, sondern Freunde, die du noch nicht kennen gelernt hast! Was für ein tolles Motto, welch großer Gedanke für unsere Gemeinschaft. Wenn sich doch mehr Menschen das Motto von Belgien II zu Herzen nähmen – die Welt wäre eine Bessere.
Und wo Freunde sich treffen, da beschenken Sie sich zuweilen. Rainer kam die ehrenvolle Aufgabe zu, unseren Gastgebern ein kleines Gastgeschenk zu überreichen. Eine kleine Geste, die Belgien II und ihr President sofort erwiderten und Rainer – gleichsam als Pfand für unsere Freundschaft – einen schillernden Kristall übergab.
Wir wollen ihn in Ehren halten als Andenken an diesen schönen Tag, denn man wird nur einmal 30. Und erreicht dieses tolle Alter, in dem man alles tun kann, aber nichts mehr machen muss. Mögen Euch noch viele, viele Jahrhunderte gegeben sein, Belgien II – wir sind dankbar, dabei gewesen zu sein!
Doch auf jedem Fest ist irgend wann man Schluss, schlicht weil man halt nach Hause muss. Vor uns lagen noch knapp 250 Kilometer Dunkelheit, und war der Tag auch mild – die Nacht war es nicht.
Während wir im Festsaal feierten, hatte sich draußen der Regen festgesetzt. Festgefressen, wie die Schlachtrösser, die wir – wir erinnern uns – im weichen Waldboden auf abschüssiger Straße abgestellt hatten. Sie daraus zu befreien wart uns Aufgabe und Verpflichtung gleichermaßen, und einmal befreit – dauerte es keine zwei Kilometer, bis wir uns in völliger Dunkelheit verloren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Annähernd eine Stunde suchten wir einander im Regen, nachdem wir auf Irrlichter hereingefallen waren – die Sicht war so schlecht, dass uns die Funzel eines Fahrrades die Orientierung nahm. Am Ende schlugen drei von uns den einen und einer den anderen Weg ein, die aber beide zum selben Ziel führten: nach Hause.
Wovon wir heute morgen aufgebrochen waren, um gute Menschen zu treffen. Und haben Freunde zurückgelassen. Ganz so, wie Belgien II es uns in seinem Wahlspruch verspricht. Und dafür lohnt es sich, durch die regnerische Kälte belgischer Autobahnen zu brettern. Denn auch wenn wir einen von uns verloren hatten: unsere Gedanken waren bei allen Knights, die wir heute getroffen haben!
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